Die diesjährige Anuga ist „ausgebucht“ und beim Besuch merkt man schnell, dass die gesamte Bruttofläche mit ca. 8.000 Ausstellenden besetzt ist: Warteschlangen am Eingang und volle Stände sowie Gänge in und zwischen den Hallen. Wie schön aber, dass die rund 140.000 Fachbesucher:innen mit dem Leitthema „Sustainable Growth“ recht prominent daran erinnert werden, dass Nachhaltigkeit nach wie vor eines, wenn nicht das zentralste Thema der Zukunft der Ernährungsbranche ist. Die zentrale Frage: Wie können wirtschaftliches Wachstum und Nachhaltigkeit (von Klima- über Umweltschutz) in Einklang gebracht werden? (Randnotiz: Ich bin schon arg gespannt, wann wir mal auf einer Leitmesse das Wachstumsparadigma in Frage stellen und Suffizienz Leitthema wird).
Ein schönes Signal in diesem Kontext ist die Premiere der Anuga Alternatives, bei welcher alternative Proteinquellen in Halle 1 recht großflächig in den Fokus gerückt werden: Von pilz- und pflanzenbasierten Proteinen über Algen- und Insektenproteinen ist hier alles dabei (nur zellkultiviertes Protein suchte ich vergebens). Meine persönlichen (geschmacklichen) Highlights: Die Lachs- & Kabeljaualternative auf Mycoproteinbasis, Mozzarella- & Stracciatellaalternative auf Madel- & Cashewbasis oder aber das pochierte Ei auf Favabohnenbasis.
Wie auch in den Vorträgen thematisiert, befinden sich v.a. pflanzliche Proteine als einer der Treiber der globalen Ernährungswende gerade in einer Schleife der Erneuerung: Nach dem anfänglichen großen Hype durchschreitet die Kategorie gerade das Tal der Enttäuschung (vgl. Gartner Hype Cycle), wo es zu Marktkonsolidierung sowie Rezept- & Kommunikationsanpassungen kommt. Die neue Generation Plant-Based wird und ist leckerer, funktionaler, cleaner und v.a. preisparitärer und entwickelt sich in Richtung Pfad der Erleuchtung.
Die Vorträge & Talks auf der Horizon Stage sowie der Trend Zone beschäftigen sich mit den Dauerbrenner-Themen der Branche: KI & Tech, Nachhaltigkeit & Resilienz, Innovation & Tradition. Trotz offenkundig schwieriger Zeit in der Food-Branche (wirtschaftliche Herausforderungen, Funding-Dip auf 2015er Niveau, labile Lieferketten, Nachhaltigkeitsmüdigkeit in Gesellschaft, etc.) vernehme ich mutige und ambitionierte Stimmungen bei den Referent:innen. Krise als Chance und diverse Herausforderungen als Treiber von Innovation scheinen zumindest auf dem Papier gelebte Realität zu sein.
Doch natürlich kommt auch die diesjährige Anuga nicht ohne die ewigen Hypes aus, die jedes Jahr aufs Neue bestimmte Produktfeatures als Superinnovationen vermarkten: Ob Nudeln aus Kokoswasser, Collagen-Yoghurt oder Ashwagandha-Spritz – gerade der Megatrend Gesundheit und mit ihm Subtrends wie Longevity, Planetary Health & Co. lassen auf jährlich wechselnder Basis bestimmte Funktionalitäten Einzug in diverse Produktkategorien finden. Wie durchschlagend und nachhaltig diese Produkte letztlich sind, bleibt abzuwarten.
- Revo Foods
- Neggst
- Dreamfarm
Mehr zur Anuga unter: https://www.anuga.de/die-messe/anuga/





