Frei nach Andrew Freeman: Wenn die Welt komplett hohl dreht, warum nicht auch wir mit der Art und Weise was und wie wir kochen und essen? Der Trend Chaos Cuisine ist gerade dabei, kulinarische Traditionen über Bord zu werfen und Momente der Unberechen- und Unerwartbarkeit auf unseren Tellern zu kreieren. Eine Art aufstrebende experimentelle Provokationsküche, die das Chaos unserer postmodernen, überglobalisierten und -vernetzten Welt in gänzlich neue Gerichte und Geschmäcker übersetzt.
Ob Pizza Croissant, Sushi Burrito oder Peanut Butter Ramen – es wird kombiniert und fusioniert, was eigentlich nicht zusammen gehört. Mit dem Hype auf Social Media und der Resonanz v.a. bei Jüngeren der Gen Z scheint das Phänomen einen Nerv der Zeit zu treffen, welcher sich v.a. durch das Brechen mit Konventionen, Traditionen und einer grundlegenden Experimentierfreude auszeichnet. Wie nachhaltig erfolgreich die entsprechenden gastronomischen Konzepte sowie Produkte im LEH sein werden steht auf einem anderen Blatt. Doch für den Moment scheint die Devise klar: Lass doch einfach mal komplett neudenken!
Bei meinem Vortrag letzte Woche anlässlich des 60-jährigen Jubiläums des Gütezeichens Schleswig-Holstein im Landtag in Kiel ging es nicht nur um Regionalität und das Dauerbrenner-Bedürfnis der Konsument:innen nach regionalen Lebensmitteln, sondern auch, inwieweit sich Regionalität im Zuge gesellschaftlicher Krisen immer wieder neu erfindet und weiterentwickelt (Stichworte hier Brutal Lokal und Local Exotics). Ich habe mir dabei als kleinen Exkurs mal erlaubt, die regionalen Klassiker Schleswig-Holsteins durch die Chaos Cuisine-Zauberkugel zu jagen und was soll ich sagen? Selbst im sonst so nüchternen Norden zauberte der Labskaus-Sushi-Donut mit Rote Bete-Kartoffel ein interessiertes Lächeln auf die Gesichter im Publikum. 🙃