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Warum die Lebensmittel im Supermarkt letztlich nur Vielfalt vorgaukeln

By October 31st, 2023No Comments

Jahr für Jahr erweitert sich das Supermarktangebot. Mittlerweile finden wir im Schnitt rund 15.000 Produkte im Supermarkt; vor gut 10 Jahren lag dieser Wert noch bei „gerade mal“ 10.000. Doch „Fülle ist nicht gleich Vielfalt“ sagt auch Food-Trend-Forscherin Hanni Rützler und meint damit, dass dieses vermeintlich reichhaltige Sortiment an Lebensmitteln in Su­permarktregalen darüber hinwegtäuscht, dass die dafür verwendeten landwirtschaftlichen Ausgangsprodukte nur einen Bruchteil der für die menschliche Nahrung nutzbaren Pflanzen und Tieren ausmacht.

  • 380.000 weltweit identifizierte Pflanzenarten gibt es
  • 30.000 davon sind für menschliche Ernährung nutzbar
  • 200 sind jedoch nur wirklich relevant
  • 4 machen 50% der globalen Erntemenge aus

Würde man zu den „Inglorious 4“ (Mais, Reis, Weizen & Kartoffen) nun noch weitere 8 Pflanzen- sowie 5 Tierarten hinzunehmen, käme man auf 75% der weltweit konsumierten Lebensmittel. Und innerhalb dieser Pflanzen- & Tierarten haben wir uns im Zuge landwirtschaftlicher Intensivierung, Rationalisierung und Spezialisierung meist auf einige wenige hochertragreiche Sorten & Rassen konzentriert, die nur noch unter Einsatz von Düngemitteln, Pestiziden bzw. Medikamenten bewirtschaftet werden können und uns nun zunehmend in ökologische & gesundheitliche Sackgassen führen.

Die Banane zum Beispiel ist sowas wie die „Monokultur unserer Zeit“, denn sage und schreibe 95% aller weltweit gehandelten Bananen gehören zur Sorte Cavendish. Die Folge: Bananenplantagen können nur noch mit einem unglaublich hohen Pestizidaufwand betrieben werden. Und Pilzkrankheiten (wie bspw. aktuell die Fusarium-Welke) haben dann das Potential, ganze Ernten zu bedrohen.

Was das für die Zukunft unseres Ernährungssystems bedeutet? Es geht nicht ohne Agrobiodiversität. Biologische Vielfalt (bspw. in Form von Mischkulturen, Fruchtfolgen, Streuobstwiesen, regional angepasste Nutzpflanzen, Züchtung gefährdeter Rassen) leistet einen entscheidenden Beitrag zu einer zukunftsfähigen Ernährung. Vielfalt bedeutet dabei nicht nur neue Geschmackserlebnisse, sondern v.a. ein resilienteres Gesamtsystem.